Therapiekonzept
Therapieoptionen bei Knochen- und Weichgewebssarkomen
Eine optimale Behandlungsstrategie für Sarkome des Weichgewebes und des Knochens hat zwei Ziele: die Kontrolle des Ursprungstumors und die Vorbeugung bzw. ggf. die Therapie der Fernmetastasierung. Der Behandlungsplan wird in Abhängigkeit der Charakteristika der Tumorerkrankung (u.a. Stadium, Größe, Lokalisation) sowie der jeweiligen Patient:inneneigenschaften (zum Beispiel Vorerkrankungen, Alter) bestimmt.
Die bei uns eingesetzten Behandlungsverfahren umfassen gezielte/lokale Therapien und ungerichtete/systemische Therapien, die in mehreren Organen bzw. im gesamten Körper wirken. Die Therapien aus unserem breiten Spektrum sind hier kurz vorgestellt, auch um die Komplexität der Auswahl von Behandlungskombinationen zu verdeutlichen. Diese Interdisziplinarität stellt eine der großen Stärken unseres Sarkom-Zentrums dar, als zur Behandlung der Patient:innen mehrere Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten. Diese sind im Folgenden dargestellt:
Klinik für Unfall-, Hand- & Wiederherstellungschirurgie
In der Klinik für Unfall-, Hand- & Wiederherstellungschirurgie werden alle gutartigen und bösartigen Knochen- und Weichgewebstumore behandelt. Dies umfasst auch die komplexe Versorgung von Knochenmetastasen. Dafür stehen modernste Resektionsverfahren (inklusive intraoperativer 3D gestützter Navigation) als auch innovative rekonstruktive Methoden zur Verfügung, um einerseits ein onkochirurgisch optimiertes Ergebnis zu erreichen und andererseits die postoperative Funktion der betroffenen Extremität zu erhalten.
Leistungsspektrum:
- Resektion von gut- und bösartigen Weichgewebs- und Knochentumoren
- Moderne Verfahren der biologischen Knochen- und Weichteilrekonstruktion
- Tumorendoprothetik aller Röhrenknochen sowie des Beckens
- Individualisierte Defektrekonstruktion der Wirbelsäule
- Intraoperative Strahlentherapie (IOERT)
Darüber hinaus werden Resektionen und Rekonstruktionen an den Extremitäten durchgeführt. Zum Erhalt der Extremitätenfunktion und der Integrität der Körperhülle spielen hier hochspezialisierte mikrochirurgische Techniken eine große Rolle. Zur frühen perioperativen Überwachung von Patienten nach komplexen chirurgischen Eingriffen steht eine Intensivstation mit dafür besonders geschultem Fachpersonal zur Verfügung.
Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie
An der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie werden mit dem Fokus auf komplette Tumorfreiheit gastrointestinale Stromatumore (GIST) und abdominelle wie auch thorakale Sarkome bzw. Sarkommetastasen operativ behandelt. Tumore in den Körperhöhlen werden für ein schonendes minimal invasives Verfahren (robotisch assistierte Chirurgie, laparoskopische Chirurgie, thorakoskopische Chirurgie) in Betracht gezogen. Bei Befall mehrerer Organe werden von einem Team aus Expertinnen und Experten mit großer viszeral/thoraxchirurgischer Erfahrung Multiviszeralresektionen durchgeführt. Auch ein Befall oder eine Ummauerung von Blutgefäßen stellt keine absolute Kontraindikation für eine radikale Operation dar, da Gefäße durch Prothesen ersetzt werden können. Es ist in vielen Fällen auch möglich, Rezidiv-Tumore radikal zu operieren, wenn dies onkologisch sinnvoll erscheint. Darüber hinaus werden von der Thoraxchirurgie Resektionen und Rekonstruktionen an Thorax und Bauchwand durchgeführt. Zur frühen perioperativen Überwachung von Patienten nach komplexen chirurgischen Eingriffen steht eine Intensivstation mit dafür besonders geschultem Fachpersonal zur Verfügung.
Radioonkologie und Strahlentherapie
Die strahlentherapeutische Behandlung von Sarkomen erfolgt normalerweise vor oder nach einer Operation. Die eingesetzten Strahlen sind in aller Regel ultraharte Röntgenstrahlen. Damit das gesunde Körpergewebe besonders gut geschont wird, erfolgt die Bestrahlung über mehrere Wochen hinweg jeden Werktag für jeweils wenige Minuten. Die Behandlung mit Strahlen verursacht keinerlei Schmerzen.
Auch Metastasen von Sarkomen können oft schonend mittels moderner Bestrahlungstechniken behandelt werden: Kleine Metastasen können heute aufgrund der hohen Präzision von Techniken wie der stereotaktischen Hochpräzisionsbestrahlung in einer einzigen Sitzung behandelt werden. Wird das Cyberknife zur Therapie eingesetzt, ist sogar die Behandlung beweglicher Metastasen möglich, zum Beispiel in der Lunge. Die Patient:innen können dabei bequem liegen und normal atmen, während das Cyberknife den Bewegungen der Metastase folgt.
Die meisten Bestrahlungen können ambulant durchgeführt werden.
Regionale Tiefenhyperthermie
Die regionale Tiefenhyperthermie ist eine wärmebasierte Behandlungsmethode gegen Krebs, die stets gemeinsam mit Strahlentherapie und/oder Chemotherapie eingesetzt werden sollte, denn sie führt dazu, dass Strahlentherapie und Chemotherapie besser wirksam sind.
Tumorzellen können sich bei höherer Temperatur schlechter von den Zellschäden erholen, die durch Strahlen- oder Chemotherapie verursacht wurden.
Zudem steigert die zunehmende Durchblutung einerseits auch die Anflutung der Medikamente im Tumor, andererseits kommt es durch die bessere Sauerstoffversorgung zu einer verstärkten Strahlentherapiewirkung.
Bei der regionalen Tiefenhyperthermie wird die gezielte Überwärmung von Tumoren auf etwa 40-44°C mittels eingestrahlter elektromagnetischer Radiowellen erreicht. Diese Therapiemethode wird an der Universtitätsmedizin Rostock seit vielen Jahren in Kombination mit Strahlentherapie und/oder Chemotherapie eingesetzt.
Systemtherapie (ggf. kombiniert mit lokalen Verfahren)
Die Empfehlung hinsichtlich der im Einzelfall geeigneten Therapie lokal fortgeschrittener und grenzwertig resektabler Sarkome wird in der spezialisierten Tumorkonferenz durch ein interdisziplinäres Team abgestimmt. In vielen Fällen ist durch eine Vorbehandlung mittels Chemotherapie und/oder Strahlentherapie bzw. mit regionaler Wärmebehandlung (Hyperthermie) eine weniger invasive und erfolgreichere d.h. vollständige chirurgische Resektion möglich.
Bei fortgeschrittenen aggressiven Sarkomen sollte zunächst eine systemische Therapie (ggf. parallel zu einer Bestrahlung) erfolgen. Durch diese kann in ausgewählten Fällen eine Tumorverkleinerung erreicht werden. Die Chemotherapie kann ggf. auch mit Hyperthermie kombiniert werden.
Bei ausgedehnt metastasierten und/oder lokal sehr fortgeschrittenen Tumoren (nicht resektabel) erfolgt eine individuell angepasste Therapie. Diese hat neben der Krankheitskontrolle vor allem auch die Linderung etwaiger Beschwerden zum Ziel. Dabei kommen sowohl konventionelle Zytostatika als auch zielgerichtete Substanzen und Immuntherapien zum Einsatz, welche ggf. mit lokalen Therapieverfahren (Strahlentherapie, Chirurgie) kombiniert werden. Die wirksamsten Substanzen im Kontext der Sarkome sind Anthrazykline, aufgrund ihrer Nebenwirkungen sind diese aber nicht bei allen Patient:innen einsetzbar. Die Auswahl des individuellen Therapieregimes setzt neben der die Sarkomerkrankung selbst betreffenden Expertise auch eine fundierte Erfahrung mit den zur Verfügung stehenden zytostatischen und zielgerichteten Substanzen voraus. Nur so kann gemeinsam mit den Patient:innen unter ggf. auch Einbeziehung des jeweiligen familiären und sozialen Umfelds eine optimale Therapieentscheidung getroffen werden. Die Behandlung kann in Abhängigkeit der Intensität bzw. den zu erwartenden Nebenwirkungen und des individuellen Allgemeinzustandes der Patient:innen entweder ambulant oder im Rahmen eines stationären Aufenthaltes erfolgen.
Darüber hinaus kann oft eine Behandlung im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden.
Gynäkologische Sarkome an der Universitätsfrauenklinik und Poliklinik am Klinikum Südstadt Rostock
Gynäkologische Sarkome sind als Untergruppe der Weichteilsarkome zu verstehen. Aufgrund ihrer Seltenheit, Komplexität und den Besonderheiten der Diagnostik und Therapie sollten gynäkologische Sarkome stets in einem Zentrum mit schwerpunktmäßiger und langjähriger Erfahrung mit dieser Erkrankung erfolgen. Die Therapie gynäkologischer Sarkome an der Universitätsfrauenklinik erfolgt hierbei eingebettet in die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Medizinischen Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin und der Chirurgischen Klinik im Rahmen des Comprehensive Cancer Center MV - Rostock und des interdisziplinären Sarkomzentrums.
Sarkomsprechstunde für Gynäkologische Sarkome
In unserer Gynäkologischen Onkologie kann die persönliche Vorstellung an der Universitätsfrauenklinik erfolgen. Gerne beraten wir Sie in diesem Rahmen über alle Schritte der Diagnostik, Behandlung und Nachsorge und erarbeiten mit Ihnen ein individuelles an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiertes Therapiekonzept. Die Vorstellung ist Montag bis Freitag nach Terminvereinbarung möglich. Weitere Informationen zur Terminvereinbarung finden Sie hier.